Kuhmilch
Eine fotografische Dokumentation.
Besamungsstation
Wie alle Säugetiere geben auch Kühe erst nach einer Schwangerschaft Milch. Diese wird durch künstliche Besamung in die Wege geleitet. Auf einer Besamungsstation werden Bullen gehalten, deren Sperma für diesen Zweck abgenommen wird.
Das Ziel ist es, die Bullen mit den besten Zuchtwerten zu selektieren und ihr Sperma in großem Umfang einzusetzen.
Bullen haben einen Torbogenreflex. Das heißt, wenn sie etwas sehen, dass dem Hinterteil einer Kuh ähnelt, werden sie sexuell erregt und bespringen dieses Objekt, ob es eine echte Kuh ist oder nicht.
Zur sexuellen Stimulation des Bullen wird keine Kuh, sondern der sogenannte Standbulle eingesetzt. Er wird zwischen zwei Eisengeländern festgebunden und nacheinander von den anderen Bullen besprungen, währenddessen wird der Samen abgenommen.
Seltener wird eine Attrappe, die den Torbogenreflex auslösen soll, als Paarungsobjekt benutzt. Auf diese reagieren die Bullen nicht so stark wie auf einen Standbullen.
Während des Sprungs fängt der Absamungstechniker das Ejakulat des Bullen mit einer künstlichen Scheide auf.
Labor
Im Labor wird der Samen untersucht, portioniert und konserviert.
Nachdem das Ejakulat verdünnt wurde, ergeben sich daraus etwa 400 bis 500 Samen-Portionen (je 0,25 ml oder 0,5 ml). Die einzelne Samenpaillette enthält durchschnittlich 15 Millionen Spermien.
2013 exportierten die USA Rindersperma im Wert von rund 125 Millionen US-Dollar.
Die Tiefgefrierkonservierung in flüssigem Stickstoff bei –196 Grad Celsius hat sich aufgrund der nahezu unbegrenzten Haltbarkeit bewährt und ermöglicht den weltweiten Handel mit dem Rindersperma.
Künstliche Besamung
Die künstliche Besamung ist das älteste und erfolgreichste Befruchtungsverfahren bei Nutztieren und wird in der Regel vom Besamungstechniker oder Tierarzt ausgeführt. Sie ist aus der Milchproduktion in industrialisierten Ländern nicht mehr wegzudenken.
Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts führten die Bauern ihre Kühe für die Befruchtung noch zum sogenannten Gemeindebullen. Um die vielen seuchenartigen Infektionen, die dabei auftraten, zu vermeiden, setzte man immer mehr auf künstliche Besamung.
Heute fungiert sie als Zuchtinstrument, denn ein einziger Bulle kann durch die künstliche Besamung jährlich mehrere zehntausend Nachkommen zeugen.
Der richtige Zeitpunkt, um eine Kuh zu besamen, ist während der Brunst. Diese tritt in regelmäßigen Abständen auf und ist das Zeichen für ihre Paarungsbereitschaft.
Das weibliche Rind wird im Alter von 15 Monaten zum ersten Mal künstlich besamt, alle folgenden Besamungen erfolgen circa sechs bis acht Wochen nach der Geburt des letzten Kalbes.
Die Schwangerschaft der Kuh dauert neun Monate. Idealerweise bringt die Kuh ein Kalb pro Jahr zur Welt, um die Milchleistung konstant zu halten.
Kalb
In der Regel werden die Kälber in den ersten 24 Stunden nach der Geburt von der Mutterkuh getrennt und in einem Kälberiglu aufgezogen.
Weibliche Kälber bleiben meistens beim Betrieb und werden zu Milchkühen großgezogen. Männliche Kälber werden ab dem Alter von zwei Wochen vom Tierhändler zu einem Mastbetrieb transportiert, wo sie bis zur Schlachtung für circa 24 Wochen gemästet werden.
Die Erstmilch oder das Kolostrum, welche die Mutterkuh direkt nach der Geburt gibt, ist reich an Antikörpern. Sie ist für das Kalb in seinen ersten Lebenstagen besonders wichtig und darf nicht in den Handel gebracht werden.
Nach kurzer Zeit erhält das Kalb dann meistens aus Kosten- und Lagergründen einen sogenannten Milchaustauscher, welcher unter anderem aus Nebenprodukten der Milchherstellung, wie Magermilch-, Molken- sowie Milchpulver, besteht.
Melken
Nach der Geburt des Kalbes wird die Kuh für ungefähr 305 Tage am Stück gemolken. In industrialisierten Ländern geschieht dies in der Regel maschinell und zwei mal täglich. Beim Melken wird das Saugen vom Kalb imitiert.
Das Euter enthält Millionen sehr kleiner Milchdrüsen. Diese filtern die Inhaltsstoffe aus dem Blut, welche in ihrer Zusammensetzung Milch ergeben: Eiweiß, Fett und Milchzucker, Kalzium und andere Mineralstoffe sowie Vitamine und Wasser.
Für die Bildung von einem Liter Milch fließen in etwa 500 Liter Blut durch das Euter.
Eine hohe Milchleistung ist mit das wichtigste züchterische Ziel. Produzierte eine Kuh 1990 noch 4710 kg pro Jahr, ist die Milchmenge 2018 auf circa 7780 kg gestiegen.
Schlachten
Mit durchschnittlich fünf Jahren wird die Kuh geschlachtet, da die Milchleistung dann zurückgeht.
Für die Schlachtung werden die Kühe vom Milchviehbetrieb zum Schlachthof gebracht.
Die Schlachtung beginnt mit einer Betäubung durch den Bolzenschuss. Ziel ist es, die höheren Hirnfunktionen auszuschalten, sodass das Tier sein Empfindungsvermögen verliert. Anschließend wird die Kuh an einem Bein aufgehängt und die Kehle aufgeschnitten, damit sie ausblutet und zerlegt werden kann.
Letztendlich führt die Entblutung und die damit gestoppte Sauerstoffversorgung des Gehirns zum Tod des Tieres.
Die Schlachtausbeute beträgt zwischen 50 und 60 Prozent des Tieres.
Molkerei
Die Milch wird vom Milchviehbetrieb zur Molkerei gebracht und zu verschiedensten Milchprodukten verarbeitet. Milchbauern sind in erster Linie davon abhängig, welchen Preis die Molkerei ihnen pro Liter auszahlt. An diesem Punkt wird am meisten gespart.
Nicht nur Angebot und Nachfrage spielen bei der Bestimmung des Milchpreises eine Rolle, sondern vor allem die Bedingungen des Welthandels.
Durch die Liberalisierung des Marktes für die Milch stehen die Produzenten unter hohem Druck, so günstig und effizient wie möglich zu produzieren.
2017 betrug die Milcherzeugung weltweit nach gegenwärtiger Schätzung 501 Millionen Tonnen und der globale Handel mit Milchprodukten nimmt jährlich zu.